Die Rede "An die Bevölkerung Münchens" von Kurt Eisner im historischen Kontext und aus der Sicht von Zeitgenossen

Auf den ersten Blick wirkt Eisner am Anfang seiner Rede noch unsicher und angespannt, engste Vertraute wie sein Sekretär Fechenbach wissen, dass er sich gerne verhaspelt. Umso beeindruckender erscheint ihnen die Rede, die Eisner nun den Arbeiter-/Soldaten- und Bauernräten präsentiert. Er beginnt mit den Worten: 

„An die Bevölkerung Münchens! 

Das furchtbare Schicksal, das über das deutsche Volk hereingebrochen, hat zu einer elementaren Bewegung der Münchener Arbeiter und Soldaten geführt. Ein provisorischer Arbeiter- Soldaten- und Bauernrat hat sich in der Nacht zum 8. November im Landtag konstituiert. 

Bayern ist fortan ein Freistaat!“[1 - siehe Quellen]

 

Die Menge jubelt und applaudiert. Mit seiner Rede bringt Eisner einen Stein ins Rollen, die Revolution ohne Blutvergießen zum Erfolg zu führen und den Grundstein für unsere heutige Demokratie in Bayern zu legen. Er selbst wäre wahrscheinlich nie auf den Gedanken gekommen, dass erst ein weiterer Weltkrieg sowie die Weimarer Republik überstanden werden mussten, bevor Bayern nach 1945 eine stabilere Demokratie werden konnte. Noch in der Nacht vom 7. auf den 8. November 1918 verfasste der Schriftführer Wilhelm Herzog die Proklamation, die am nächsten Morgen in den Zeitungen und auf Aushängen zu lesen ist.

„Die Dynastie der Wittelsbacher ist abgesetzt! Es lebe die Republik.“[2 - siehe Quellen]

Mit dieser Proklamation schließt sich das Kapitel der Monarchie und ein Neues öffnet sich. Nach Eisners Ermordung im Januar 1919 radikalisiert sich die Revolution in  Bayern. Die Räterepublik wird ausgerufen und von der Gegenrevolution blutig niedergeschlagen. Gustav Landauer wird ermordet, Erst Toller flieht in die USA und nimmt sich aus Enttäuschung in New York das Leben. Andere Revolutionäre wie Felix Fechenbach werden später von Nationalsozialisten ermordet. Viele sind in Vergessenheit geraten. Die Gräber von Kurt Eisner und Gustav Landauer findet man heute auf dem Jüdischen Münchner Nordfriedhof.

 

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